Zwischen Alltag und Karriere – Ein Drahtseilakt?

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist ein wichtiges Thema, mit dem sich Arbeitgeber, aber vor allem Eltern, tagtäglich auseinandersetzen. Deswegen haben wir mit den Müttern bei Majorel darüber gesprochen und wollten wissen, wie sie ihre eigenen Karriereziele und ihre Rolle als Mutter vereinen. Dies ist der zweite Teil unserer Serie zu diesem Thema. Wer den ersten Teil verpasst hat, kann ihn hier nachlesen.

Gesprochen haben wir auch dieses Mal wieder mit Antje, Abteilungsleitung Kundenmanagement; mit Dörthe, Compliance Managerin; mit Kerstin, Head of HR Projects and Systems; mit Esther, Bereichsleiterin Strategie und Unternehmenskommunikation; mit Janine, Assistenz der Geschäftsleitung des CM1 Bereichs; mit Mandy, Senior Account Managerin und mit Stephanie, Stellvertretende Abteilungsleitung gesprochen.

Die Erfahrungen unserer Kolleginnen stehen exemplarisch für die vieler weiterer Eltern in unserem Team und geben einen Einblick in den Alltag mit Kindern und Karriere. Viele der Mütter, mit denen wir gesprochen haben, arbeiten in Vollzeit, manche in Teilzeit.

Oft wird über Unterschiede zwischen den Geschlechtern in Bezug auf Familie und Karriere diskutiert. Wie sich der öffentliche Diskurs im Alltag widerspiegelt, wissen Eltern am besten. Deshalb haben wir gefragt inwiefern es für Frauen möglich ist, auch mit Kindern Karriere zu machen und ob es hierbei Unterschiede zu Männern gibt. 

Stephanie sagt, dass es ganz klar möglich sei als Mutter Karriere zu machen – gleichzeitig aber herausfordernd, da Frauen sowohl im Beruf und auch als Mütter immer 100% geben wollten: „Die meisten Mütter setzen sich selbst unter Druck, da sie allem gerecht werden wollen. Sie fühlen sich für alles verantwortlich.“ Hier nennt sie die Organisation der Kinderbetreuung, Vereinbarung von Arztterminen und Spielverabredungen für die Kinder, Haushalt und vieles mehr als Beispiele. „Männer könnten uns in allem mehr unterstützen und die meisten von ihnen hätten sicherlich auch kein Problem damit. Wir Frauen selbst machen und diesen Druck, wir müssen nicht immer alles allein erledigen und uns kümmern.“ Sie wirft die Frage auf: „Im Job können wir gut delegieren, warum also nicht auch innerhalb der eigenen Familie?“

„Selbstverständlich ist es auch für Frauen möglich, mit Kindern Karriere zu machen, wenngleich wir es in Summe doch etwas schwerer haben – und es uns zuweilen mit unseren Ansprüchen und Zweifeln auch selbst schwerer machen,“ ergänzt Esther. „Unterschiede sind zum Beispiel, dass bei Frauen viel eher hinterfragt wird, ob sie den Job und den nächsten Karriereschritt mit Kindern packen, während das bei Männern vorausgesetzt wird. Zudem liegt ein großer Anteil der Care-Arbeit immer noch bei den Frauen, die dementsprechend eher in Teilzeit arbeiten und den Großteil der Elternzeit übernehmen. Und wenn sie dies nicht tun, wird es oftmals kritisch beäugt.“ Sie hoffe, für weibliche und männliche Arbeitnehmer zugleich, dass die Unterschiede mit der Zeit immer kleiner würden und beide Seiten Kinder und Karriere, auf die für sie individuell richtige Art und Weise, vereinen könnten. „Wenn Care Arbeit gerecht geteilt wird, es für Mütter „normal“ ist, sich beruflich zu engagieren und Männer mehr Elternzeit nehmen und hierfür von ihrem Arbeitgeber und Umfeld nicht schief angesehen werden, sind wir sehr weit gekommen.“

Auch Kerstin sagt, dass es für Frauen definitiv schwerer sei als für Männer: „Die Betreuung der Kinder wird gesellschaftlich immer noch eher der Mutter zugeordnet und dieser wird somit ab der Geburt eines Kindes beruflich weniger zugetraut. Familienzuwachs hat dagegen auf die Karriere des Vaters weniger Einfluss. Aufgabe eines Unternehmens ist es, dies zu neutralisieren und alle Mitarbeiter:innen bestmöglich einzusetzen.“

Eine andere Perspektive haben Janine, Antje und Mandy.

Janine beantwortete die Frage wie folgt: „Für mich gibt es da kaum Unterschiede. Ich glaube generell, dass es für Eltern schwieriger ist und mehr Arbeitszeit und Kraft kostet.“ Auch Antje sieht es ähnlich: „Unterschiede gibt es eigentlich nur im Kopf. Frauen und Mütter setzen sich selbst diese Grenzen und trauen sich oftmals weniger zu. Mein Wunsch ist, dass sich Frauen und vor allem Mütter gegenseitig mehr unterstützen und Weiterentwicklung im Job proaktiv vorantreiben. Wir haben so viele talentierte Mütter im Unternehmen, denen eine interessante Karriere bevorstehen kann. Sie müssen nur mutig sein und den Schritt gehen.“

Mandy sieht die Lösung in der Partnerkommunikation: „Ich denke nicht unbedingt, dass es Unterschiede zu Männern gibt, sondern dass es um die persönliche Einstellung geht. Wenn man schon vorher weiß, dass man die Karriere nicht zurückstellen möchte, sollte man vorab mit dem Partner klären, inwieweit dieser bereit ist den Großteil der Elternzeit zu übernehmen.“

Wir wollten zudem wissen was unsere Kolleginnen anderen Frauen raten würden, die sich eine Familie wünschen, aber auf eine Karriere nicht verzichten möchten. 

„Meiner Erfahrung nach sind drei Punkte hierfür entscheidend,“ sagt Esther.

  1. „Sucht Euch einen Partner, der Euch dabei unterstützt, Kind und Karriere miteinander zu vereinbaren. Das heißt, dass er dazu bereit sein sollte, einen relevanten Anteil der Care-Arbeit zu übernehmen und idealerweise auch eine etwas längere Elternzeit als die zwei „Vätermonate“ oder Teilzeit für sich in Betracht zieht.
  2. Traut Euch! Oftmals fällt die Zeit der Familienplanung mit der Zeit zusammen, in der sich berufliche Chancen bieten (und Karrieren vorangetrieben werden). Verzichtet nicht auf eine Chance, einen Karriereschritt oder eine spannende Herausforderung, nur weil Ihr eine Familie plant oder eine gegründet habt. Geht danach, was sich für Euch richtig anfühlt.
  3. Achtet bei der Wahl Eures Arbeitgebers darauf, dass Frauen und Männern das Gleiche zugetraut wird, sie die gleichen Chancen haben und dass Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterstützt wird – indem Teilzeit, Führungsverantwortung, Familie und Karriere sich nicht ausschließ/en, verschiedene Arbeits(zeit)modelle gelebt werden und -*+/-soweit wie operativ möglich – Flexibilität im Hinblick auf Arbeitszeiten selbstverständlich ist.“

Auch Mandy rät klar mit dem Partner zu kommunizieren: „Besprecht Eure Vorstellungen vorab ganz klar mit Eurem Partner und auch möglichen Unterstützern bei der Kinderbetreuung, z.B. Euren Eltern. Wichtig ist auch, sich frühzeitig um die Kinderbetreuung zu kümmern. Wenn man sich Kinder wünscht, sollte man diesen Wunsch nicht nach hinten schieben, den richtigen Zeitpunkt gibt es eigentlich nie, da in unserem Job immer neue spannende Projekte anstehen. Aber ich kann Euch versichern, die warten auch noch nach der Elternzeit auf Euch, egal ob Ihr Euch lediglich acht Wochen oder zwei Jahre rauszieht.“

Stephanie erwähnt, dass es keinen allgemein gültigen Rat gebe, der für alle Frauen gleichermaßen gelte. Sie ergänzt aber: „Teilt Euch die Aufgaben innerhalb der Familie auf und nehmt Hilfe an – das schafft mehr Zeit für gemeinsame Aktivitäten.“ Auch Janine rät Müttern, nicht auf eine Karriere zu verzichten, falls sie sich eine wünschen. Die berufliche Tätigkeit solle nur eine Facette der Persönlichkeit sein. Abschließend sagt Antje: „Macht Euch keinen Druck und trefft Entscheidungen intuitiv! Alles ist erlaubt!“

Mit diesen klaren und ermutigenden Statements im Gepäck, möchten wir den Fokus nun auf den Alltag neben der Arbeit richten.

Stichwort Work-Life-Balance: Wie schwer ist es, eine Balance zwischen Job und Familie zu finden? Ist es überhaupt möglich, diese Balance zu finden? Wenn ja, wie findet man die richtige Balance für sich selbst, aber auch für den familiären Alltag? 

Stephanie beschreibt: „Innerhalb der Woche kommt man quasi aus dem Job in den Job. Damit meine ich, dass man nach der Arbeit nach Hause kommt und dort alles Notwendige erledigt.“ Es sei aber dennoch wichtig, über manches hinwegzusehen und die Familienzeit oder auch eine Auszeit für sich selbst zu genießen. Dass es nicht immer leicht ist diese Balance zu finden, erzählt Esther: „Die Balance zu finden ist immer wieder eine Herausforderung. Ich arbeite eher viel, habe aber meine Kind-Zeiten und bin da auch konsequent – das heißt, ich nehme zu diesen Zeiten nur im Ausnahmefall Termine an, lasse die Arbeit und das Handy liegen. Mein Umfeld – und übrigens auch mein Chef – weiß das und unterstützt mich dabei.“ Sie ergänzt aber auch, dass sie das Glück habe, einen Partner zu haben, der viel abfedert. „Unser Sohn geht tagsüber in die Krippe, davor und danach teilen wir uns seine Betreuung und mein Partner übernimmt einen Großteil der Hausarbeit.“ Dadurch sei es ihr möglich, die Zeit zuhause mit ihrem Sohn zu verbringen, wofür sie ihrem Partner sehr dankbar ist. Am schwersten sei es, sich genügend Zeit für sich selbst einzuräumen – daran arbeite sie noch.

Auch Janine betont, dass klare Abmachungen mit dem Partner im Alltag wichtig sind: „Mein Mann und ich haben klare Regeln und man braucht sehr klare Strukturen als Familie.“ Arbeite der Partner an einem Tag lang, könne dies der Counterpart an einem andern Tag tun. „Es ist sehr viel Kommunikation, aber man bekommt es hin und wenn man gut plant, kann man auch Freiräume einplanen. Ich versuche zunehmend meine Arbeit nur im Büro zu erledigen. Es funktioniert nicht immer, aber immer besser.“ Für Dörthe ist es wichtig auch die nächste Generation zu inkludieren und ergänzt, dass sie ihren Kindern beibringen möchte, dass es möglich sei, dass beide Eltern arbeiten können und trotzdem als Eltern ansprechbar seien für Unterhaltungen, Fragen oder auch Hausaufgaben. Des Weiteren sei es erforderlich, für sich eine gesunde Distanz zum Unternehmen zu schaffen. Die berufliche Tätigkeit solle nur eine Facette unserer Persönlichkeit sein.

Antje gibt zu bedenken, dass nicht der Familienstand entscheidend sei, sondern bei Berufstätigen generell ein gutes Gleichgewicht zwischen Job und Freizeit bestehen solle. Wichtig sei, den Druck rauszunehmen, wenn sich dieses Gleichgewicht verschiebe. Wären wir weniger streng mit uns und unserem Umfeld, müssten wir mit der Zeit nicht mehr über „Work-Life Balance“ sprechen, da es zur Selbstverständlichkeit und von allen vorgelebt würde.

Abschließend wollten wir wissen, ob es Frauen hilft, Mütter in Führungspositionen zu sehen und was Arbeitgeber tun könnten, um diese aktiv in Führungspositionen zu unterstützen.

Antje antwortete: „Auf jeden Fall! Das ist einer der wichtigsten Schritte auf dem Weg zur beruflichen Weiterentwicklung von Müttern.“ Ein Mentoring Programm von Müttern in Führungspositionen für Mütter, die sich gern weiterentwickeln möchten, könne eine Initiative sein, aber auch die Begleitung von erfahrenen Kolleg:innen im beruflichen Umfeld. Man könne von ihnen lernen, wie sie mit den Herausforderungen einer berufstätigen Mutter umgegangen sind.

Auch Esther sagt klar: „Ja, definitiv – auf verschiedene Art und Weise. Zum einen gibt es das Zutrauen, dass man beides haben kann und zum anderen Ideen, wie man dieses erreichen und managen kann. Ich hatte das Glück, bei Majorel immer auch starke Frauen und Mütter in Führungspositionen zu erleben und habe von ihnen Einiges gelernt. Gleichzeitig hätte ich mir manchmal fast noch ein wenig mehr Einblicke gewünscht. Flexibilität und Verständnis für Familienzeiten sind meiner Erfahrung nach enorm wichtig, genauso wie die Möglichkeit ohne negative Folgen in Eltern- oder Teilzeit gehen zu können – für Mütter und Väter. Dass dieses beiden Elternteilen ermöglicht wird, ist – wenn ich mich in meinem Bekanntenkreis umhöre – zentral, um Mütter im Beruf und in Führungspositionen zu stärken.“

„Natürlich hilft das,“ sagt auch Stephanie. „Denn diese Frauen und Mütter sind ein Beweis dafür, dass es geht! Eine Lösung könnte sein, dass man mehr Führungspositionen in Teilzeit schafft. Auch weiterqualifizierende Trainings und Seminare werden noch immer ausschließlich in Vollzeit angeboten. Zukünftig wäre es für junge Mütter sicherlich schön, wenn ein Angebot auch für Teilzeit-Teilnahme bestehen würde.“

Auch Janine bestätigt: „Ja,  es hilft mir sehr zu sehen, dass wir so viele Mütter in Führungspositionen haben. Allen voran eine Kollegin mit drei Kindern, die auch Mitglied der Geschäftsleitung ist – mein absolutes Vorbild!“ 

Was sagt eigentlich die Statistik zu dem Thema?

Laut Statistika liegt die Vollzeitquote von Müttern mit minderjährigen Kindern bei 33,8%. Laut der Studie Familie heute. Daten. Fakten. Trends Familienreport 2020 des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend liegt die Erwerbstätigenquote von Frauen mit dem jüngsten Kind unter sechs Jahren bei 64%. 2018 gab es 181.000 alleinerziehende Väter, aber 1.3 Millionen alleinerziehende Mütter. Auch im neusten Allbright Bericht wird klar, dass Frauen vor allem in Familienunternehmen weiterhin größtenteils nicht die Führungspositionen übernehmen. In den 100 größten Familienunternehmen in Deutschland ist das durchschnittliche Geschäftsführungsmitglied zudem zu 92% männlich, deutsch und mittleren Alters. Bei den 160 Unternehmen in DAX, MDAX und SDAX sind es 87%. Diese Studien zeigen auf, dass es noch immer große Unterschiede in Bezug auf Frauen und Männer in Führungspositionen gibt.

Dies war der zweite Teil unserer Serie von Artikeln über Vereinbarkeit. Wir freuen uns bereits jetzt auf die weiteren Gespräche mit unseren Kolleg:innen, die Ihr in Kürze auf unserem Blog nachlesen könnt.

Quellen

https://static1.squarespace.com, https://www.bmfsfj.de, https://de.statista.com

Check related posts